Literatur

Rezension – Das graue Kleid (i.O.: Il tallieur grigio) von Andrea Camilleri

Andrea Camilleri gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren – von dem man einfach zumindest einmal ein Buch gelesen haben muss. In diesem Blogbeitrag stelle ich euch ein Buch von ihm vor, in dem sein Berühmter Comissario Montalbano nicht die Bühne betritt. Mit seinen Krimis rund um Montalbano bin ich ihm als Fan verfallen, doch auch Das graue Kleid hat mich als Leserin bis zum Schluss gefesselt.

Inhaltsangabe zu Das graue Kleid

„Punkt sechs Uhr wurde er wach, wie jeden Morgen.“ Doch Febo Germosino befindet sich im Ruhestand von seiner Arbeit als Direktor einer sizilianischen Bank. Durch seine bisherige Arbeit genießt er mit Haushälter und Villa einen hohen Lebensstandard. Dazu hat er mit seiner zweiten und einige Jahre jüngeren Frau, Adele, eine schöne, attraktive Frau an seiner Seite… Aber gerade diese ist es, die sein Leben auf den Kopf stellt:

Durch einen anonymen Brief gerät das Leben eines pensionierten Beamten aus den Fugen: Seine fünfundzwanzig Jahre jüngere Frau soll ihn betrügen. So bestätigt sich, was er schon lange geahnt hat: Adele ist eine Femme fatale, die ihn hintergeht und ausnutzt. Seltsamerweise trägt sie bei bestimmten Anlässen ein graues Kleid. Es scheint für sie eine tiefe symbolische Bedeutung zu haben; eine Bedeutung, die sich ihm vielleicht besser nicht erschließen sollte…

Zum Autor

Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle geboren und lebt zusammen mit seiner Frau in Rom. Seiner Heimat Sizilien fühlt er sich so sehr verbunden, dass seine Romane weitestgehend in dieser Gegend angesiedelt sind. Seit Ende der 90er Jahre begeistert er die italienischen Kritiker und landet mit jeden seiner Titel auf der italienischen Bestellerliste. Auch im deutschsprachigen Raum genießt der Italiener hohes Ansehen.

Mein Fazit

Wie auch in anderen Werken von Camilleri besitzt er die Kunst, die banalsten Dinge des Alltages, wie ein großes Abenteuer wirken zu lassen. Das Buch ist einfach geschrieben und so kann man die knapp 190 Seiten schnell lesen. Wenn auch viele Rückblicke vorhanden sind, kann man den Zeitsprüngen ohne große Mühen folgen.

Während des Lesens haben sich Theorien zum Verlauf des Buches in mir entwickelt, die aber überraschenderweise nicht eingetreten sind. Wer kennt es nicht? Man liest etwas und kann das Ende bereits auf Seite 20 vorhersagen – hier erging es mir nicht so bzw. nicht in dieser Art und Weise. Oft war ich hin- und hergerissen zwischen Mitleid für die Lebensgeschichte und Verwunderung über das Verhalten der weiblichen Protagonistin. Die Femme fatale setzt ihrem Ehemann ununterbrochen die Hörner auf und bewahrt nach Außen den Schein der perfekten Ehefrau. Der Ehemann hingegen lässt sich nicht von Emotionen übermannen und behält trotz des Wissens der Untreue die Ruhe. Bei mir hat sich immer die Frage gestellt: Wieso sprichst du deine Frau nicht auf ihre außerehelichen Tätigkeiten an? Ist es am Ende doch die wahre Liebe, die diese beiden Schauspieler miteinander verbindet? Das muss am Ende jede Leserin und Leser für sich selbst entscheiden – das graue Kleid gibt darauf vielleicht eine Antwort.

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